Jugendbuch - Beginn

Chris, Mira und Ele

Die weißen Schuhe

Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind
weder zufällig noch unbeabsichtigt

 

Anfang
Tief Luftholen. Ein großer Moment ist da. Denn jetzt, gerade in diesem Augenblick, beginnt mein erstes Buch! Es gibt ja bekanntlich Sammler aller Art. Von den verrücktesten Dingen habe ich schon gehört: Alte Grammophone, ausgestopfte Tiere, Mickey Maus Hefte, Nachttöpfe, Autohupen stapeln die Leute bei sich zu Hause bis unters Dach. Vielleicht hast du auch eine Tante oder einen anderen Verwandten, der
etwas Merkwürdiges in Massen bei sich zu Hause auftürmt. Wie meine Tante Helene, die russische Samoware sammelt. Dabei trinkt sie gar keinen Tee. Bei mir ist es halb so schlimm. Ich bin bloß verrückt nach Büchern. Das darf auch Donald Duck sein.
Mama sagt, mit drei Jahren hat das angefangen. Da habe ich mir immer ein Buch unter den Arm geklemmt, mich unter den großen Esstisch aus Kiefernholz verkrümelt, an dem wir bis heute jeden Abend essen, und etwas vorgelesen. Das klang wahrscheinlich ziemlich komisch. Und ziemlich schlau, sagt Mama. Vermutlich will sie mich damit auf den Arm nehmen. Ich kann einfach nichts dagegen machen, Bücher ziehen mich magisch an. Ich mag den Geruch von Papier. Es ist immer ein
besonderer Moment, wenn ich ein Buch das erste Mal aufschlage. Die Bücher riechen so verschieden. Manche riechen spannend und ein bisschen nach Abenteuer, manche nach Holz.
Besonders gefällt mir der Geruch von alten Einbänden aus Stoff und Leder. Die haben, stelle ich mir vor, schon selbst etwas erlebt und könnten eine eigene Geschichte erzählen. In meinem Zimmer liegen bestimmt mindestens 300 Stück herum. Es können auch 400 sein, gezählt habe ich sie nicht. Na ja, herumliegen ist nicht ganz richtig. Die meisten stehen in meinem Regal in Reihen und Stapeln. Das klingt nicht gerade aufregend für dich? Ist es aber. Ich begeistere mich ja nicht ausschließlich für Bücher. Aber mit das Beste im Leben sind sie schon, finde ich. Genauer gesagt, die Geschichten sind es, die
das Beste sind. Ohne Geschichten wäre das Leben nur höchstens ein Viertel so schön. Da konnte ich doch mal eben ganz lässig am Rande einflechten, dass ich auch die Mathematik beherrsche. Auch wenn da gewisse Menschen anderer Meinung sind.